Im späten 19. Jhd. wurden die Stile Shuri-Te und Tomari-Te vereinigt und bekannt als Shorin-Ryu. Dies geschah als Folge einer natürlichen Vermischung und nicht aus politischen oder sozialen Gründen.
Naha-Te wurde bekannt als Goju unter der Leitung des Großmeisters Kanryo Higaonna. Als junger Mann verbrachte Higaonna viel Zeit in den südlichen Provinzen Chinas. Dort lernte und modifizierte er die grundlegende Kata des Goju-Systems, Sanchin. Das Shorin-Ryu-Systems wurde im Jahre 1922 auf Einladung des Kronprinz Hirohito von Gichin Funakoshi, einem Schüler von Itosu, nach Japan gebracht. Kenwa Mabuni, der Gründer des Shito-Ryu, folgte ihm im Jahr 1930. Obwohl Funakoshi und Mabuni Zeitgenossen und beide Schüler von Itosu waren, gingen sie ihre eigenen Wege: Funakoshi lernte weiter unter Azato und Mabuni trainierte mit Higaonna. Funakoshi blieb in Tokyo um auszubilden, Mabuni reiste – aus Rücksicht auf seinen Freund – nach Süden und gründete sein Dojo in Osaka.
Mabunis Entscheidung, in Osaka zu lehren, sollte weitreichende Folgen für die Zukunft haben. Funakoshis Shotokan, welches vor allem in der Hauptstadt Tokio praktiziert wurde, war nach dem Krieg für die ausländischen Soldaten wesentlich besser zugänglich und konnte damit leichter in andere Teile der Welt exportiert werden. Noch heute hat Mabunis Shito-Ryu die größte Stärke im Bezirk Kansei in Japan, also rund um Osaka, Kobe und Kyoto. Auf Okinawa war das Fehlen von Mabuni und Funakoshi der Grund, dass das Okinawa Karate durch Chojun Miyagi weitergeführt wurde, der die Goju Schule leitete. Von den drei Meistern, Funakoshi, Mabuni und Miyagi, kamen alle wichtigen Stile des japanischen Karate, obwohl sich auch andere Stile auf Okinawa entwickelt haben.
Shukokai 修交会
Tani-ha Shito-Ryu wurde von einem der fortgeschrittensten Schüler Mabunis, Chojiro Tani, gegründet. Tani war der Erbe der Kata Schriftrollen seines Lehrers und sein ernannter Nachfolger. Fortgeschrittene Ausbilder des Shukokai sind bzw. waren Kawata, Yamada, Maeda, Satonobu, Takahara und Suzuki in Japan und Kimura in den USA und Europa.
Goju-Ryu 剛柔流
wurde gegründet von Chojun Miyagi (1888-1953). Goju wurde aus dem Naha-Te von Kanryo Higaonna entwickelt und spiegelt einen großen Einfluss der südchinesischen inneren Künste wieder. Vertreten wird der Stil in Japan von Gogan Yamaguchi und in Okinawa durch die IOGKF von Morio Higaonna.
Shito-Ryu 糸東流
Gegründet von Kenwa Mabuni als eine Synthese aus Naha-Te und Shuri-Te ist Shito-Ryu nach den chinesischen Schriftzeichen der beiden Lehrer Mabunis, Itosu und Higaonna, benannt. Das Shito-Ryu System enthält Katas von allen drei ursprünglichen Okinawa-Systemen, Shuri-Te, Naha-Te und Tomari-Te. Es gibt eine Reihe von wichtigen Zweigen des Shito-Ryu, die wichtigsten sind Shukokai – Tani, Seikikai – Watanabe, Itosukai – Sakagami, Shitokai – Iwata, Renbukan – Sotokawa, Shito-Ryu – Kenei Mabuni und Hyashi-ha – S. Hyashi.
Shotokan 松濤館
Gegründet von Gichin Funakoshi, dem Okinawa-Meister, der Karate im Jahr 1922 nach Japan einführte. Als Meister des Shuri-Te-Systems war er mit dem Konzept des Dō im Karate vertraut, und er sicherte dadurch die Akzeptanz im Rahmen des modernen japanischen Lebens. Shoto war das Pseudonym von Funakoshi und in seinem späteren Leben nannten ältere Schüler ihr Dojo Shotokan (wörtlich das Haus des Shoto oder Funakoshi). Die wichtigsten Zweige des Shotokan sind die Japan Karate Association (JKA), geführt von Nakayama bis zu seinem Tod im Jahr 1993, die SKI von Kanazawa, der IAKF, gegründet und geführt von Nishiyama in den USA und Shotokai, von Shigeru Egami im Jahr 1950 gegründet um unverändert die Lehren des Funakoshi zu bewahren.
Kyokushin 極真
Gegründet von Maas Oyama. In Korea geboren, war Oyama ein Schüler von Goju Meister Nei-Chu So und Shotokan-Gründer Funakoshi.
Wado-Ryu 和道流
Gegründet von Honorio Ohtsuka (1892-1982). Ohtsuka war ein Schüler von Gichin Funakoshi. Vor seinem Engagement im Karate war Ohtsuka ein fortgeschrittener Vertreter des Ju-Jutsu im Kodokan (Dojo des Kano Jigero, Gründer des Judo). Wado Ryu enthält viele Elemente, die Ohtsukas frühe Erfahrungen der Ringkampf-Systeme reflektieren.